Das Kakaobuch

Von der Verpackung zum Buch

Die Idee kam, als die Verpackung des Kakaopulvers leer wurde. Den kleinen blauen Karton mit dem weißen Schriftzug finde ich sehr gelungen und so wuchs die Idee, daraus irgendwie mal einen Buchdeckel zu machen. Von den vier Seiten des Kartons schneide ich eine schmale weg. Auch Deckel und Boden kommen weg. So habe ich eigentlich schon einen fertigen Deckel. Der ist allerdings sehr dünn und instabil. Er muss verstärkt werden, aber dazu fehlt mir lange Zeit die Idee. Der Buchdeckel steht mahnend auf meinem Tisch, bis er von einem zweiten leeren Kakaokarton Gesellschaft bekommt.

Den zweiten Karton bearbeite ich genauso wie den ersten und habe nun zwei Kakaobuchdeckel. Die klebe ich einfach ineinander, in der Annahme, dass es dann deutlich stabiler wird. Und ja, das stimmt auch, aber nun fehlen zwischen Buchrücken und Deckel die Gelenke, die den Buchrücken zum Aufklappen flexibel machen: Der Buchdeckel steht immer auf. Kurzerhand trenne ich die beiden großen Deckel vom Rücken ab und habe jetzt zwei einzelne Pappen. Eine für den vorderen Deckel, eine für den hinteren. Das trifft sich ganz gut, denn mittlerweile ist Mitte Februar und für das Anfang März in Lauenbrück stattfindende JunkJournalTreffen benötigen wir vorbereitete Buchdeckel und Lagen. Heike wird uns die koptische Bindung mit zwei Nadeln zeigen. Das Kakaobuch kommt wie gerufen!
Leider habe ich bis dahin keine Fotos gemacht (eine Routine, die ich immer noch üben muss).

Jetzt gilt es nur noch, die Lagen vorzubereiten. Dazu messe ich die Deckel aus und schneide Papier in der passenden Größe zu.
Auf dem Arbeitstisch steht ein Schneid- und Falzbrett, darauf liegt das blaue Jeanspapier bereits fertig geschnitten. Neben dem Schneidebrett liegt ein Block mit Skizenpapier, der als nächstes geschnitten wird.
Zuhause wird das Papier geschnitten.


Da man bei der koptischen Bindung die einzelnen Lagen sehen kann, nehme ich für jede Lage ein blaues Papier als Umschlag. Damit man die hübsche Bindung am Ende gut erkennen kann, nehme ich für jede Lage das gleiche Papier, ein Papier aus recycelten Jeans. Für die Innenseiten nehme ich ein normales Skizzenpapier.

Vor mir liegen die fertig geschnittenen weißen Seiten der Innenlagen, die ich gerade mit Hilfe eines Falzbeins in der MItte falte.
Das Falzbein hilft, schöne Falze zu erzeugen.


Dann geht es ans Falzen. Insgesamt mache ich neun Lagen. Die koptische Bindung entfaltet ihre Schönheit erst ab einer gewissen Anzahl von Lagen. Da die erste und letzte Lage beim Binden schon mit dem Deckel verbunden werden, ist es -in meinen Augen- ratsam, mindestens 5-6 Lagen zu nehmen, damit zwischen den Deckeln das Zopfmuster entstehen kann.
Die weißen Lagen liegen sortiert aufeinander, eine Makroaufnahme der Ecken.
Die Lagen sind fertig sortiert


In Lauenbrück gibt Heike sich alle erdenkliche Mühe und vermittelt die komplizierte Bindung mit viel Geduld. Wenn man den Dreh einmal raus hat, geht es eigentlich. Allerdings habe ich mich für ein Garn entschieden, das viel zu dick ist. Statt feiner Zöpfchen produziere ich dicke Knoten und komische Würste.
Zum Glück hat Christl Garnreste mitgebracht, die sie verschenkt. Ein blaues Garn aus ihrer Sammlung passt perfekt zum Buch. Es ist dünn und sehr geschmeidig. Zum Fotografieren bleibt keine Gelegenheit, denn ich habe die Hände voll mit Deckel, Lagen und Garnen. Am Ende entscheide ich mich für die "normale" koptische Bindung, um nicht noch einmal ganz von vorn anfangen zu müssen.

Ich häkele an den Deckel des Kakaobuches eine Borte aus blauem Garn mit einer sehr dünnen Häkelnadel.
Ganz schön kniffelig, an einen festen, starren Gegenstand etwas zu häkeln.

Später entscheide ich mich noch dazu, der Buchkante eine Borte aus dem gleichen Garn zu häkeln, das ich zum Binden verwendet habe. Ganz schön frickelig, aber es geht irgendwie. Zum Häkeln ist das Garn fast zu flutschig.


Die Vorderseite des Buches mit der fertig gehäkelten Borte aus festen Maschen, halben und ganzen Stäbchen.
Das Buch mit der Borte

Und dann ist es -erstmal- fertig, das Kakaobuch. Der Prozess war tatsächlich ungeplant. Ich bin den Impulsen gefolgt (oder den Zufällen, die sich ergaben). Am Ende ist es das Ergebnis einer Testreihe: Wie mache ich aus einer Verpackung ein Buch? Natürlich sehe ich es an und finde Stellen, die besser sein könnten (die verrate ich aber nicht). Aber Genauso sehe ich, was ich aus diesem Buch alles gelernt habe. Und nun ist es bereit für den Einsatz (der, wie der ganze Prozess, noch nicht geplant ist).


Blick auf den Buchrücken mit den neun Lagen, die fertig gebunden sind. Erste und letzte Reihe der senkrecht zu den Lagen verlaufenden Bindung sind etwas krumm und schief, die Reihen dazwischen haben aber schöne Zöpfchen bekommen.
Man sieht: Kopf- und Fußbindung sind nicht sehr gelungen. Dafür sind die Zöpfchen aber ganz schön. Nächstes Mal also besser vorbereiten!



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