Liebe Alle,
vielleicht habt Ihr mitbekommen, dass im bekannten Auktionshaus Sotheby‘s ein Kunstwerk des Malers Mark Rothko für 30 Millionen Dollar versteigert wurde. Ein weiteres Mal löst die für ein Kunstwerk gezahlte Summe Unverständnis aus. Es ist vollkommen nachvollziehbar, die für Kunstwerke gezahlten Preise zu kritisieren, sie in Frage zu stellen und -nicht nur mangels eigener Masse- zu verweigern.
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Mark Rothko: Untitled (Yellow and Blue), Quelle: https://news.artnet.com/market/30-million-rothko-sale-2539519 |
Es gibt aber einen zweiten Punkt, der nach den Ereignissen einer erfolgreichen, supermonetären Versteigerung kritisch aufstösst: Eine aus dem Unverständnis heraus geborene subjektive Abwertung des versteigerten Bildes und nicht selten auch des Künstlers. In diesem Falle wird das Werk meist reduziert auf die zwei vordergründig sichtbaren Farbflächen, verbunden mit dem Hinweis, dass das jeder selbst könnte. An dieser Stelle müssen wir stoppen.
Diese Aussagen negieren Rothko als Künstler. Während Otto Normalverbraucher*in davon ausgeht, Rothko seie wie sie selbst zum nächsten Kunstgroßhandel marschiert, habe sich eine fertige Leinwand und ein paar Tuben Acrylfarbe gekauft, sieht die Realität weitaus anders aus. Wer sich die Zeit nimmt, nur kurz den Wikipedia-Artikel zu Mark Rothko zu lesen, wird die Tiefe seines Schaffens (hoffentlich) nachvollziehen können und erkennen, dass darüber hinaus die Verfügbarkeit von Kunstmaterialien weitaus schlechter war als heute.
Wer behauptet: „Das kann ich selber malen!“ oder das Werk auf seine Farbräume reduziert muss sich in letzter Konsequenz auch mit den psychischen Problemen des Künstlers indentifizieren (die übrigens zum Suizid führten), seine inneren Kämpfe austragen und die Auseinandersetzung mit der abstrakten Darstellung von gefühlter Realität durchleben. Wer dann noch in der Lage ist, seine überdimensional großen Leinwände selbst zu bespannen und seine Ölfarben selbst zu mischen, kommt den äußeren Bedingungen des Künstlers sehr nahe. (Die jahrelange Erfahrung, das Scheitern und das konsequente Weiterarbeiten erwähnen wir nur am Rande.)
Lasst uns als „kleine“ Künstlerinnen, die mit großer Wahrscheinlichkeit nicht auf millionenschweren Auktionen erscheinen werden, andere Künstler nicht negieren. Lasst uns einen sinnvollen Diskurs erschaffen, in dem wir über den Wert und die Wertermittlung eines Werkes diskutieren. (Gilt auch für Häuser, Autos, Kleidung und andere sogenannte „Statussymbole“.) Aber bitte hackt nicht auf Künstlern rum. Danke.
Liebe Grüße an alle,
Maike
Wie oft habe ich mich schon über diese Bemerkung geärgert: "Waaaas, DAS soll Kunst sein? Das könnte (wahlweise) mein 4-jähriges Kind, mein 90-jähriger Opa, ein Chimpanse, ein Elefant ... usw. auch.". Frau Gäbel, Du hast das Thema wunderbar kommentiert. VIELEN DANK!
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