Eskalation auf Stoff

 Ein Siebdruckwochenende mit Kristina Schaper

Wie alles anfing:

Bereits im Herbst 2022 habe ich einen Siebdruck-Workshop bei Kristina gemacht. Damals bei Claudia in Bielefeld. Anfangs kam ich dort gar nicht in den richtigen Flow: die Siebdrucktechnik ist schon anders als der Schablonendruck und ich musste mich erstmal eingrooven, verstehen und meinen Rhythmus im Tun finden. Aber dann gab es kein Halten mehr! Dank Kristina und Claudia sind wundervolle Stoffstücke entstanden. Aber seht selbst:
Wunderbar bunte Farbschmatzer

Einmal im Flow, eskaliert es bei mir schnell...

Klar, dass ich diese Schablone brauchte. Ihr seht sie später wieder!

Aus einem langweiligen, rosa Betttuch wurde ein buntes Etwas.

Dieses Küchentuch habe ich an meine Schwester verschenkt. Sie hat sich riesig gefreut.

Auch diese Qualle wird uns später noch einmal begegnen.

Dieses Stöffchen mit einem eigenen Motiv (dem Samenstand) wartet noch auf seine Bestimmung: Einkaufsbeutel.

Hier treffen eigene Muster (blau, pink und schwarz) auf Kristinas Schablonen (gelbe Punkte und grüne Kreise). Ich liebe die collagenartige Optik und die sich überlappenden Motive. Daraus wurde sogar schon eine Tasche.

Auch hier wartet er Stoff noch auf seine Bestimmung - ebenfalls Einkaufsbeutel.

Ich erinnere mich noch genau, wie sehr ich gezögert und zu viel gedacht habe, ob und wie ich mein eigenes Motiv überdrucken soll. Und dann habe ich einfach losgelassen und gemacht. Mittlerweile ist es mir fast noch zu leer, aber wer weiß, was aus dem Stoff noch wird...

Die Qualle war einer meiner Favoriten und machte sich mit sämtlichen grafischen Motiven einfach wunderbar.

Schicht um Schicht und Motiv um Motiv ist die Sammlung gewachsen.

Und am Ende musste sogar die alte Jeans herhalten, die ich zum Drucken an hatte. Zum Glück hat es niemanden gestört, dass ich phasenweise im Schlüpper umherhüpfte...


...und wie es weiterging:

Ein Dreivierteljahr später in Lauenbrück habe ich meine Hose anbehalten. Aber einige Stoffstücke hatte ich dabei, um sie noch zu erweitern. Als Stoffe hatte ich alte Reststücke, uni T-Shirts, eine Bluse, alte Gardinen und Bettlakenreste dabei.
Hier seht Ihr schon einen verarbeiteten Stoff und einige bunte Siebe von Tanja

Nachdem wir am Vortag das Paula Modersohn-Becker Haus in Bremen besuchten (noch bis August gibt es eine ganz tolle Ausstellung mit ihren Zeichnungen), musste natürlich eine Paula-Schablone her.

Alle meine Siebdruckmotive sind aus Papierschablonen entstanden. Eine sehr einfache Low-Budget-Methode, bei der man weniger feine Motive sogar retten kann, wenn man sie nach dem Drucken vorsichtig vom Sieb abzieht. Paula war leider zu filigran, die Schablone existiert nun nicht mehr. 

Meine Gardine wächst nach und nach. Zuerst habe ich die großen, abgeflachten Kreise gedruckt. Danach die blauen Blüten. Dann kamen die roten gestreiften Ovale, zuletzt die gelben Kreisblüten. Ich bin bei der Decke eher taktisch vorgegangen und habe mich vorgearbeitet von einfachen, großen, eher gedeckten Motiven im Hintergrund zu feineren, helleren Motiven. Hier drucke ich gerade ein grafisches, offenes Motiv, dass verbindend wirkt.

Keine der Farben, die ich verwendet habe, kommt fertig aus der Tube. Alle Farben sind selbst gemischt und auf Probelappen getestet, damit sie zueinander passen. Das macht die Drucke so einzigartig.

Zwischendurch müssen alle Stoffstücke immer wieder trocknen. 

Kommt Euch die Typographie bekannt vor? Es ist ein verhunzter "Kacktage"-Druck aus dem Kurs in Bielefeld, der als Probelappen herhalten musste.

Passend zur Tischdecke (die hier fertig mit Sprenkelmotiv und Paula zu sehen ist) habe ich auch Shirts mit einigen Motiven bedruckt. (Das rote hier hatte ich sogar schon an und ich liebe es!)

Die Tischdecke (die mal eine Gardine war), ist satte 4 Meter lang. Das Bedrucken auf dem Arbeitstisch ging immer nur schrittweise, aber der große Gartentisch freut sich nun auf viele bunte Abende.

Auch das blaue Shirt trägt die Motive der Tischdecke. Für das Shirt gab es sogar schon eine Kaufanfrage! Ich bin ganz verzückt!

Hier seht Ihr einige der Drucke aus Bielefeld um einige Motive erweitert. Es ist spannend zu sehen, wie die Drucke wachsen und was daraus wird.

Während die Stoffe trocknen, gibt esimmer auch Zeit zum Experimentieren. Mar making auf Stoff, geht das? Ja, das geht. Hier habe ich Pinselkleckse getestet. (Am Ende bin ich noch klecksend mit Farbresten auf einer anderen Gardine eskaliert, aber dazu später mehr.)

Das hier ist mein Sieb. Die Siebdruckgaze ist eigentlich weiß, aber einige Farben wirken auf das Gewebe einfärbend. So wird das Sieb selbst zum mehrschichtigen Kunstwerk.

Hier drucke ich gerade die Sprenkel auf die Tischdecke. Die Rakeln, mit der man die Farbe auf dem Sieb verteilt ("fluten" nennt man das) und sie nachher durch das Sieb drückt, gibt es in verschiedenen Größen. Ich habe festgestellt, dass ich mit den kleinen Größen viel besser zurecht komme, als mit den großen.

Seht Ihr die feinen Strukturen rechts auf dem grünen Stoff? Hier habe ich eine Musterschablone mit farbloser Farbe gedruckt und den Stoff an einigen Stellen somit grundiert. Die anderen Farben (sowohl deckendes Weiß als auch nicht deckendes Blau) nehmen diese Grundierung auf und geben das Muster ganz zart wieder. Damit muss ich unbedingt noch mehr experimentieren.

Rechts im Bild seht Ihr meine neue Bluse. Die wollte ich auch schon anziehen, leider ist sie mir aber ein wenig zu groß. Eigentlich ein Grund zur Freude, aber naja: Ich hätte sie auch gerne angezogen...

Besonders bunt und künstlerisch werden am Ende immer die Drucktücher, die man beim Drucken unterlegt. Hier druckt sich etwas durch, dort taucht ein Anschnitt auf. Motive überschneiden sich und das Ergebnis ist ein Zufallsprodukt, was sich (zum Glück!) kaum beeinflussen lässt. So sieht mein Tuch nach einem Wochenende drucken aus. Und da kommen noch viele mehr dazu!


Hier kleckse ich mich gerade mit Farbresten auf der alten Gardine ein. Danke an Tanja für das Foto!

Noch ein Foto von Tanja: happy me beim Drucken.

Und das war der Teil der Workshopteilnehmerinnen, der sich als "Das Klassentreffen" bezeichnete, da wir schon einige Male zusammen gewerkelt haben: neben mir ist Michaela, mit der ich auch Workshops im Buchbinden und Stempelschnitzen gebe (schaut mal bei ihr vorbei!), in der Mitte Brigitte , dann Tanja und ganz rechts Kristina, die wunderbare Workshopleiterin und Siebdruckheldin.


So, das waren eine Menge Eindrücke und Bilder. Aber es hat einfach wunderbar viel Spaß gemacht und eigentlich sind es gar nicht genug bunte Bilder von dem tollen Wochenende. Ich fahre mit Bergen von Stoffen wieder Heim und freue mich schon, diese zu verarbeiten! Das ist das Tolle am Siebdruck: Man genießt ihn zweimal. Einmal beim Drucken und einmal beim Nähen.

Lasst es Euch gutgehen und bis bald,

Maike

Kommentare

  1. wie herrlich, liebe maike, deine erzählung und deine wunderbar gedruckten stoffe..
    heike

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  2. Hach, das war so fein mit euch. Du hast so still und konzentriert Stück für Stück deiner großen Stoffstücke bedruckt, von außen sah es aus, als hättest du einen großen Plan. Die Ergebnisse sind so ganz DU und einfach nur wunderbar!
    Freue mich auf unendlich viele weitere Eskalationen!

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  3. Liebe Maike,
    es war ein wunderbares Wochenende und ich habe die Zeit mit Dir und den anderen Siebdruckheldinnen so richtig genossen! Nun bin ich gespannt, wie deine Siebdruck/Schablonen/Stempeldruckreise weitergeht und freue mich schon auf die Bilder von weiteren bunten Eskalationen :) "Siebdruckheldin" müsste es eigentlich auch als Sieb geben... :)
    Herzliche Grüße sendet Kristina

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  4. Wow !!!! Ich bin begeistert. Und den Kacktagesoruch hätte ich auch gerne. Sandra

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  5. Liebe Maike, nun will ich auch :-) hab gedacht, da halt ich mich mal raus, will ja schließlich auch noch Bücher binden, Stempel Schnitzel Leporello falten, aber Siebdruck sieht ja so toll aus und anscheinend auch in kleineren Größen machbar. Deine Stoffe sind supertoll <3

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