Vom Scherenschnitt zum Muster

Immer wieder erreicht mich die Frage: Wie machst Du eigentlich Deine Muster? Wie funktioniert das? Diese Frage werde ich in diesem Beitrag (ansatzweise) beantworten. 
Vorab sei gesagt, dass es unendlich viele Herangehensweisen gibt, ein Muster zu entwerfen. Die hier gezeigte, der Scherenschnitt, ist nur eine Möglichkeit. 

Scherenschnitt aus altem Seidenpapier


In diesem Falle habe ich den Scherenschnitt zuerst als Stempel geschnitzt. Dazu habe ich das geschnittene Seidenpapier auf Transparentpapier abgepaust und auf das Stempelgummi übertragen. Im Anschluss habe ich den Stempel mit einem Cutter geschnitzt.

Der fertige Stempel, bereits benutzt.


Dann habe ich den Stempel in meinem Skizzenbuch ein paar Mal neben- und untereinander gestempelt, um zu sehen, ob er im Rapport gut passt. So kann ich auch sehen, ob und wie ich die Zwischenräume füllen kann. Ich mag übrigens Motive, die ich einzeln als auch im Muster verwenden kann. So kann ich z.B. Geschenkpapier und Geschenkanhänger stimmig zueinander passend gestalten.

Der Stempel im ersten Rapport mit Überlegungen für den Zwischenraum.

Mit den beiden fertigen Stempeln habe ich dann auf altem Packpapier ein Muster gestempelt. Richtig groß, viele Reihen und Spalten. Die kleinen roten Punkte habe ich noch ergänzt.

Die Pünktchen machen das Ganze erst perfekt, finde ich.

Die Reste vom Packpapier. Hier fehlt schon etwas, ich habe damit die Weihnachtsgeschenke meiner Familie eingepackt.


Auch auf dem Makulaturpapier von den Probedrucken der später entstandenen Schablonen finden sich Abdrücke des Musters:
Auch die Mini-Lebkuchenmännchen aus den Stempelgummiresten sind zum Einsatz gekommen - auf kleinen Geschenkekärtchen.


Da ich glücklicherweise im Besitz eines Plotters bin, muss ich für die Erstellung einer Schablone das Motiv erstmal digitalisieren. Dazu fotografiere ich es ab und bearbeite es in einem Photoprogramm, bis es schwarz-weiß ist. Das kann der Plotter dann später umsetzen und erkennt, wo er schneiden soll.

Teil 1 digitalisiert...

...und Teil 2 digitalisiert. Im Original etwas kleiner, damit es in die Zwischenräume von Teil 1 passt.


Der Vorteil einer Schablone ist, dass ich große Flächen schneller bedrucken kann. Statt sechs Mal einen einzelnen Stempel zu setzen, kann ich die Schablone auflegen und sechs Motive auf einmal drucken. Das ist besonders bei großen Papierbögen sehr hilfreich, aber auch bei z. B. Tischdecken.

Schablonendruck auf Papierbögen: Hinten Packpapier, vorne grundiertes Restepapier.

Hier ist ein Mix aus Schablonendruck und Stempeln.

Da ich die Motive schon digitalisiert habe, kann ich auch digital weiterspielen, spontan die Farben ändern oder die Größe des Motivs anpassen. Es ist immer wieder faszinierend, wie anders ein Motiv in unterschiedlichen Farben oder auf unterschiedlichen Hintergründen wirkt:











Bei dem folgenden Farbschema habe ich mich an dem Packpapier orientiert, auf dem ich den Stempel das erste Mal groß getestet habe. Um die Farben harmonisch miteinander zu kombinieren, habe ich im Photoprogramm mit der Pipette die Farben aufgenommen und das Muster im Anschluss daran damit gefüllt:

Digitales Muster mit Farbproben aus dem Originaldruck auf Packpapier.

Wenn das Muster einmal digitalisiert ist, ist es nicht mehr weit bis zum ersten Druck. Entweder auf Papier oder auf Stoff. In diesem Falle wollte ich den Druck auf Stoff testen, um zu sehen, wie er wirkt. Dazu habe ich das Muster in zwei verschiedenen Varianten digital gefärbt und bei einer Online-Stoffdruckerei Probedrucke erstellen lassen.

Das Muster auf Bio-Baumwolle gedruckt. Unten links ist ein anderes Muster im Anschnitt zu sehen.


Mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden. Der Druck ist sehr klar geworden, die Farben kommen gut zur Geltung und sind ziemlich identisch mit meinen gewählten Farben. Auch nach dem Waschen haben Stoff und Druck nichts an Qualität eingebüßt.

Jetzt bleibt nur noch die Frage: Was wird wohl aus den drei Stoffstücken?




Alles Liebe,

Maike

Kommentare

  1. Super Beitrag. Auch wenn ich diesmal nicht bei der Postkunst mitmache und keinen Plotter habe, bringt diese Anleitung eine Menge Input in die vernebelte Denkstruktur.

    DANKE!

    ela

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