Liebe Alle,
wer mir auf instagram folgt (@fraugaebel), hat in den letzten Wochen einen herbstlichen Stempelmarathon mitbekommen. Inspiriert durch Michaela* habe ich so viele Ideen gehabt, dass ich gar nicht mehr aufhören konnte. Einige von Euch wollten daraufhin wissen, welches Material ich verwende und wie das so funktioniert.
Heute möchte ich versuchen, Euch meine Art des Schnitzens von Stempeln etwas näher zu bringen. Ich bin mir sicher, dass andere Stempelschnitzer andere Tricks, Techniken und Vorlieben haben, es lohnt sich also, die Augen offen zu halten.
(Ich nenne Produktnamen und Bezugsquellen, das könnte trotz fehlendem wirtschaftlichem Vorteil für mich als Werbung zählen. Muss man ja heutzutage erwähnen.)
Angefangen hat meine Freude am Drucken tatsächlich mit Linoldruck. Dieses Material eignet sich meiner Meinung nach aber nicht für kleine Stempel, denn es ist sehr hart. Deswegen muss man viel Kraft aufwenden, um zu schnitzen und bei kleinen oder filigranen Motiven könnte (und kann) man sehr schnell abrutschen und unschöne Extraschnitte in das Motiv schneiden. Zwar ist Linol wegen der Härte ein Stück weit reparabel, in dem man die ausgeschnitzten Fitzelchen und Streifen mit etwas Uhu wieder anklebt, aber man braucht sehr viel Übung und Fingerspitzengefühl, damit man diese Stellen im Druckbild später nicht sieht. Linol also lieber nicht für Stempel nehmen.
Was gleich bleibt, auch wenn das Linol wegfällt, ist das Werkzeug: Ich nutze zum Schnitzen das Linolschnittwerkzeug von boesner und bin damit zufrieden. Ich habe noch ein anderes No-Name-Set, was aber furchtbar stumpf ist. Stumpfes Werkzeug ist ungefähr das Dümmste, was passieren kann. Wenn man schneidet, braucht man immer (!) etwas gut geschliffenes. Leider sind die Schneiden der Linolschnitttwerkzeuge meist aus nicht gehärteten Metallen, weswegen man sie nur von Hand mit sehr viel Geduld wieder scharf bekommt. Das scharfe Linolschnittwerkzeug von boesner kostet aber keine Welt und lohnt sich durchaus in der Anschaffung.
Einfache geometrische Muster kann man auch mit einem Küchenmesser oder Cutter schneiden.
Zurück zum Stempelmaterial:
Für feine und filigrane Schnitzereien nutze ich "Softcut" (s. Bild oben). Das ist eine helle Kunststoffplatte, die ich mir mit einem Messer einfach in die gewünschte Form und Größe schneiden kann. Es ist viel weicher als Linol und daher besser zu schnitzen. Man kann kontrollierter schneiden, weil man weniger Kraft benötigt. Ein weiterer Vorteil ist, dass es beim Schneiden stabil bleibt. Wenn ich bei dem oberen Motiv z.B. die engen Kurven am Stielansatz schneide, bleibt das restliche Material stehen und verbiegt sich nicht, obwohl es schon sehr dünn ausgeschnitten ist. So kann ich präzise arbeiten.
Die Alternative zu Softcut ist "Factis", ebenfalls erhältlich bei boesner. Die blauen Blöcke gibt es ebenfalls in verschiedenen Größen, man kann sie sich leicht selbst zurechtschneiden. Factis ist ein klassisches Stempelgummi aus Vinyl und etwas weicher als ein Radiergummi. Es schneidet sich sehr buttrig, was sehr angenehm ist, denn man benötigt wirklich wenig Kraft. Ich habe damit z.B. die dicke Hagebutte und die kleine Teetasse geschnitzt (s. Bilder unten).
Hier noch ein Überblick mit einigen Motiven aus unterschiedlichen Materialien:
1) Die Rispe. Sie ist aus Softcut. Den Probedruck habe ich mit einem Stempelkissen gemacht, man sieht, dass die Farbe sehr dick und genau aufgetragen werden müsste. Mit Acrylfarbe erzielt man bessere Ergebnisse.
2) Die Dolde #1: Wie die Rispe aus Softcut und mit Stempelfarbe. Der erste Stempel mit diesem Motiv war aus Factis. Ich habe damit mit Acrylfarbe gedruckt und den Stempel nur mit einem Schwämmchen gereinigt. So blieben Farbreste in den feinen Kügelchen am oberen Motivende, die dann getrocknet und abgebrochen sind. Dabei hat es ein paar Stempelteile mit abgebrochen und ich musste das Motiv neu schnitzen. Mit einer Spülbürste lassen sich feine Stempel besser reinigen, aber hier finde ich das Sofcut etwas robuster.
3) Die Samenkapsel aus Factis - ein viel satteres Druckbild mit Stempelfarbe als bei den Softcutstempeln.
4) Die Dole #2 aus einem alten Radiergummi - ebenfalls ein schönes und sauberes Druckbild.
5) Die Samenkapsel aus Softcut. Das Motiv ist feiner geschnitzt.
Wenn Ihr Stempel geschnitzt habt, könnt Ihr sie im Prinzip schon verwenden. Da die Stempelplatten aber nur sehr dünn sind, ist es für eine einfache Handhabung ratsam, einen Stempelblock anzubringen, damit man die Stempel besser greifen kann. Ich habe im Keller alte Holzleisten gefunden, die sich prima zurechtsägen lassen. Auch Bauklötze, Holzspielfiguren (z.B. von "Mensch ärgere Dich nicht" für ganz kleine Punkte), Spielwürfel oder Astscheiben sind gute Helfer. Wer Muster im geilchmäßigen Rapport drucken will, kann Acrylblöcke nehmen, die sind durchsichtig und man kann besser sehen, wo man ansetzen muss. Ich habe solche Blöcke nicht (weil ich sie noch nicht besorgt habe). Alle meine Muster sind mit Holzleisten und Augenmass entstanden.
Das Ergebnis des Druckbildes hängt auch vom Untergrund ab. Wenn da keine Specialeffects gewünscht sind, sollte er glatt, frei von Unebenheiten und Farb- oder Fettflecken sein. In jedem Falle bietet es sich an, eine Unterlage zu benutzen, wie etwa ein Tuch, ein Block, eine Pappe. Je weicher die Unterlage ist, desto mehr lässt sich der Stempel in den Untergrund drücken. Auch hier lohnt es sich, ein paar Testdrucke zu machen.
Ich hoffe, ich konnte Euch einige Fragen beantworten.
Viel Spaß beim Stempeln :-)
Maike
* Aus Gründen des fehlenden Disclaimers und des Datenschutzes und des drohenden Überfalls des intergalaktischen Imperiums setze ich hier keine direkten Links.
Die wunderbare Michaela Müller findet man aber mit ihrem Blog muellerinart und dem Zusatz "Blog" sehr leicht in der Internetsuche. Ebenso empfehle ich das Vorbeischauen bei der lieben Andie von Regnitzflimmern, die für mich die Stempelkünstlerin par excellence ist (und im Gegensatz zu mir auch die filigransten Stempelchen aus dem blauen Factis schnitzen kann).
wer mir auf instagram folgt (@fraugaebel), hat in den letzten Wochen einen herbstlichen Stempelmarathon mitbekommen. Inspiriert durch Michaela* habe ich so viele Ideen gehabt, dass ich gar nicht mehr aufhören konnte. Einige von Euch wollten daraufhin wissen, welches Material ich verwende und wie das so funktioniert.
Heute möchte ich versuchen, Euch meine Art des Schnitzens von Stempeln etwas näher zu bringen. Ich bin mir sicher, dass andere Stempelschnitzer andere Tricks, Techniken und Vorlieben haben, es lohnt sich also, die Augen offen zu halten.
(Ich nenne Produktnamen und Bezugsquellen, das könnte trotz fehlendem wirtschaftlichem Vorteil für mich als Werbung zählen. Muss man ja heutzutage erwähnen.)
Angefangen hat meine Freude am Drucken tatsächlich mit Linoldruck. Dieses Material eignet sich meiner Meinung nach aber nicht für kleine Stempel, denn es ist sehr hart. Deswegen muss man viel Kraft aufwenden, um zu schnitzen und bei kleinen oder filigranen Motiven könnte (und kann) man sehr schnell abrutschen und unschöne Extraschnitte in das Motiv schneiden. Zwar ist Linol wegen der Härte ein Stück weit reparabel, in dem man die ausgeschnitzten Fitzelchen und Streifen mit etwas Uhu wieder anklebt, aber man braucht sehr viel Übung und Fingerspitzengefühl, damit man diese Stellen im Druckbild später nicht sieht. Linol also lieber nicht für Stempel nehmen.
Was gleich bleibt, auch wenn das Linol wegfällt, ist das Werkzeug: Ich nutze zum Schnitzen das Linolschnittwerkzeug von boesner und bin damit zufrieden. Ich habe noch ein anderes No-Name-Set, was aber furchtbar stumpf ist. Stumpfes Werkzeug ist ungefähr das Dümmste, was passieren kann. Wenn man schneidet, braucht man immer (!) etwas gut geschliffenes. Leider sind die Schneiden der Linolschnitttwerkzeuge meist aus nicht gehärteten Metallen, weswegen man sie nur von Hand mit sehr viel Geduld wieder scharf bekommt. Das scharfe Linolschnittwerkzeug von boesner kostet aber keine Welt und lohnt sich durchaus in der Anschaffung.
Einfache geometrische Muster kann man auch mit einem Küchenmesser oder Cutter schneiden.
Zurück zum Stempelmaterial:
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Auch bei diesen beiden Stempeln habe ich mich für das Softcut-Material entschieden. |
Die Alternative zu Softcut ist "Factis", ebenfalls erhältlich bei boesner. Die blauen Blöcke gibt es ebenfalls in verschiedenen Größen, man kann sie sich leicht selbst zurechtschneiden. Factis ist ein klassisches Stempelgummi aus Vinyl und etwas weicher als ein Radiergummi. Es schneidet sich sehr buttrig, was sehr angenehm ist, denn man benötigt wirklich wenig Kraft. Ich habe damit z.B. die dicke Hagebutte und die kleine Teetasse geschnitzt (s. Bilder unten).
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Die Hagebutte aus Factis-Stempelgummi funktioniert gut, denn die Feinheiten sind überschaubar. |
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Bei der Teetasse aus Factis sieht man, wie unterschiedlich dick die Linien werden können. Ich konnte nicht so genau arbeiten, das Original ist ca. 3,5 cm groß |
Ein Vorteil von Factis ist, dass auch die Farbe vom Stempelkissen sehr gut hält, was bei Softcut nicht immer der Fall ist. Dafür finde ich Softcut wegen seiner Härte etwas robuster beim Reinigen.
Zu guter Letzt sei erwähnt, dass sich auch normale Radiergummis gut zum Stempelschnitzen eignen. Hier muss man ein wenig testen. Je nach Radiergummi und Motiv kann es z.B. sein, dass das rote, rauhe Material bei den klassischen Schulstempeln etwas "mehlig" ist, was sich aber nicht unbedingt negativ auswirken muss. Einfach testen - auch mit "Fehlschnitzern" lassen sich am Ende gelungene Muster zaubern!
1) Die Rispe. Sie ist aus Softcut. Den Probedruck habe ich mit einem Stempelkissen gemacht, man sieht, dass die Farbe sehr dick und genau aufgetragen werden müsste. Mit Acrylfarbe erzielt man bessere Ergebnisse.
2) Die Dolde #1: Wie die Rispe aus Softcut und mit Stempelfarbe. Der erste Stempel mit diesem Motiv war aus Factis. Ich habe damit mit Acrylfarbe gedruckt und den Stempel nur mit einem Schwämmchen gereinigt. So blieben Farbreste in den feinen Kügelchen am oberen Motivende, die dann getrocknet und abgebrochen sind. Dabei hat es ein paar Stempelteile mit abgebrochen und ich musste das Motiv neu schnitzen. Mit einer Spülbürste lassen sich feine Stempel besser reinigen, aber hier finde ich das Sofcut etwas robuster.
3) Die Samenkapsel aus Factis - ein viel satteres Druckbild mit Stempelfarbe als bei den Softcutstempeln.
4) Die Dole #2 aus einem alten Radiergummi - ebenfalls ein schönes und sauberes Druckbild.
5) Die Samenkapsel aus Softcut. Das Motiv ist feiner geschnitzt.
Wenn Ihr Stempel geschnitzt habt, könnt Ihr sie im Prinzip schon verwenden. Da die Stempelplatten aber nur sehr dünn sind, ist es für eine einfache Handhabung ratsam, einen Stempelblock anzubringen, damit man die Stempel besser greifen kann. Ich habe im Keller alte Holzleisten gefunden, die sich prima zurechtsägen lassen. Auch Bauklötze, Holzspielfiguren (z.B. von "Mensch ärgere Dich nicht" für ganz kleine Punkte), Spielwürfel oder Astscheiben sind gute Helfer. Wer Muster im geilchmäßigen Rapport drucken will, kann Acrylblöcke nehmen, die sind durchsichtig und man kann besser sehen, wo man ansetzen muss. Ich habe solche Blöcke nicht (weil ich sie noch nicht besorgt habe). Alle meine Muster sind mit Holzleisten und Augenmass entstanden.
Das Ergebnis des Druckbildes hängt auch vom Untergrund ab. Wenn da keine Specialeffects gewünscht sind, sollte er glatt, frei von Unebenheiten und Farb- oder Fettflecken sein. In jedem Falle bietet es sich an, eine Unterlage zu benutzen, wie etwa ein Tuch, ein Block, eine Pappe. Je weicher die Unterlage ist, desto mehr lässt sich der Stempel in den Untergrund drücken. Auch hier lohnt es sich, ein paar Testdrucke zu machen.
Ich hoffe, ich konnte Euch einige Fragen beantworten.
Viel Spaß beim Stempeln :-)
Maike
* Aus Gründen des fehlenden Disclaimers und des Datenschutzes und des drohenden Überfalls des intergalaktischen Imperiums setze ich hier keine direkten Links.
Die wunderbare Michaela Müller findet man aber mit ihrem Blog muellerinart und dem Zusatz "Blog" sehr leicht in der Internetsuche. Ebenso empfehle ich das Vorbeischauen bei der lieben Andie von Regnitzflimmern, die für mich die Stempelkünstlerin par excellence ist (und im Gegensatz zu mir auch die filigransten Stempelchen aus dem blauen Factis schnitzen kann).
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