Über Pfade und Wege / Mustermittwoch KW11

Liebe Alle,

habt Ihr schon vom Mustermittwoch gehört? Unter einem Monatsthema (im März sind es die Streublümchen) werden Muster erstellt. Am liebsten mittwochs (wegen der schönen Alliteration), muss aber nicht sein. Ich beobachte diese Aktion schon lange, habe aber irgendwie nie die Kurve bekommen und immer Ausreden gefunden. Zuletzt war es meine Unfähigkeit, analoge Dinge zu digitalisieren. Zwar ist das keine Voraussetzung, aber es störte mich schon lange, dass ich meine analogen Werke nicht digital weiterbearbeiten kann, um z.B. Vektordateien oder hochauflösende Dateien für bestimmte Drucke herstellen lassen zu können.

Die bahnbrechende Erleuchtung war, einen Weg zu den Pfaden zu finden, der das ändert. Ha!  "Wenn Du es nicht kannst, musst Du es Dir eben beibringen!" - und wer mir auf instagram folgt (@fraugaebel), hat vielleicht mitbekommen, dass ich vorgestern damit begonnen habe. Und zwar damit, Pfade anzulegen. Mit Pfaden kann man nämlich prima gleichmäßige Kurven zeichnen. Und das Thema "Kurven" war eine Sache, die mir unter den digitalen Nägeln brannte.

Ich habe eine einfache Vogelform skizziert, deren Grundform zwei Paisleys sind (eines der Körper, eines der Flügel), denn da habe ich beide Kurvenrichtungen drin. Schlau, oder? Habe ich mir aber gar nicht so überlegt, ergab sich einfach so, ich mal halt gern überall kleine Piepmätze hin. Ich wollte mit etwas anfangen, das ich mag. Also: Vogel. Hier ist er im Hintergrund zu sehen:


Im Vordergrund: was anderes. Im Hintergrund: Vogel.
Den habe ich dann als Makro abfotografiert und mit meinem Bamboo Graphic Tablet abgepaust (das ist so ein Zeichentablet mit Stift, geht bei solchen Dingen einfacher als mit der Maus). 
Abgepaust. Schon sehr digital, aber ich will ihn viel grafischer mit geraden Linien, nicht handgezeichnet.

Dann ging der Lernprozess los, denn es tauchten viele Fragen auf: Wie geht es jetzt weiter? Welches Programm nehm ich da überhaupt? Paint von Windows? Photoshop Elements (ruht noch auf meinem Mac)? Gimp? Eines kaufen wollte ich nicht, mit Paint komme ich gar nicht klar und Photoshop Elements bietet, wie der Name schon sagt, nur die Basiselemente - Pfade gehören nicht dazu.
Also entscheide ich mich für Gimp und benötige zweieinhalb Stunden, um das Pfadwerkzeug im Ansatz zu beherrschen und zu verstehen. Das ist gefühlt weniger als gelesen, denn im Gegensatz zum sehr theoretischen Lernen z. B. aus Büchern, mache ich learning by doing und arbeite mich Schritt für Schritt zum Endergebnis. Gut, der Vogel muss einige Tode sterben, bis ich ihn für gut befinde - aber das System ist mir am Ende klar. Ich nutze bei diesem Prozess die abgepauste Vorlage und lege da die Pfade drüber - das ist im Prinzip alles.

Deutliche glattere und geradere Linien. Der Flügel vorne ist noch nicht optimal, seht Ihr die kleine Ecke? Üben! Dieses Motiv ist übrigens das zweite, hier habe ich die Schwanzspitze und den Schnabel auf eine Höhe gesetzt. Mir ist aufgefallen, dass eine asymmetrische Figur sich zwar gut spiegeln lässt (s.u.), beim Drehen wird es da aber schon komplizierter.Sind Schwanzspitze und Schnabel auf einer Höhe, habe ich zumindest schon eine gerade Achse. Muster sind irgendwie voll Mathe!

Jetzt, da ich die Grundform habe, kann ich daraus ein Muster machen. Vervielfachen, drehen, spiegeln - alles lässt sich ausprobieren. Auch hier habe ich überlegt, welches Programm ich nutzen soll. Am liebsten arbeite ich mit dem Publisher von Windows, der ist aber nur im Büro verfügbar. Zuhause auf meinem MacBookAir habe ich nur die Standartprogramme. Hier wird im Internet zwar Pages empfohlen, ich finde aber, das eignet sich nur für Text basiertes DTP, also Zeitungen. Ähnlich ging es mir mit Scribus - der Name impliziert es ja schon. Die beiden schwarzweiß-Muster unten sind im Publisher erstellt, die bunten am Ende des Beitrages tatsächlich wieder in Gimp.


Zwei Vögel gespiegelt und in Reihen neben- und untereinander gesetzt. Schnäbel und Schwanzspitzen berühren sich trotz unterschiedlicher Höhe und schließen die Zwischenräume zu neuen Formen.

Zwei Vögel gedreht, aneinander gesetzt und untereinander in  Reihen gesetzt. Danach habe ich die Reihe gespiegelt und daneben gesetzt. Wäre die Rückenlinie des Vogel gleichmäßig im Auf- und Abschwung, hätten die Vögel besser aneinander gepasst, etwa so wie beim YinYang. Außerdem wäre die leichte Wellenbewegung, die in den Querreihen entstanden ist, wahrscheinlich weggefallen.
Gestern ging es weiter. Da ich mich am Mustermittwoch orientiere, muss daraus irgendwie etwas Blumiges werden. Ich nutze den Vogel als Blütenblatt und setze vier von ihnen an der Schwanzfeder zusammen - geht bei mir als Blümchen durch. Danach fülle ich Flächen und Linien mit Farbe.

Vogelblümchen


Nun habe ich eine Mustervorlage. Die kann ich wieder vervielfältigen, drehen und aneinander setzen und am Ende kommt eine grafisch gemusterte Streublümchenwiese aus Vögeln heraus. Mein erstes digitales Musterprojekt!😍

Streublümchenmuster.
Die Sache mit den Pfaden ist gar nicht so schwer. Man braucht nur viel Übung. Vor allem brauche ich erstmal ein Auge für die digitale Arbeit, denn ich bin das analoge Arbeiten gewohnt. Bis zum nächsten MusterMittwoch könnte ich:
  • Die Ecke am Flügel ausbessern
  • Überlegen, wie ich die Blümchen übereinander bekomme (sie sind jetzt leicht nach rechts versetzt; ich überlege noch, ob ich das gut finde)
  • Die Vogelvorlage zu anderen Mustern kombinieren (wie oben) und färben
Es gibt genug Möglichkeiten, mich zu beschäftigen und zu üben. (Pssst: Ich träume ja davon, eine meiner Handschriften zu digitalisieren, da kann ich Übung vorher gut gebrauchen.) Das Verlockende an Mustern ist, dass alles überaus symmetrisch sein kann - es aber nicht sein muss. Es kommt darauf an, was man als Ergebnis haben möchte. Ich hatte kein fertiges Muster vor Augen, sondern habe ins Blaue gearbeitet. Dafür reicht es, ein bisschen Gefühl für Rhythmus und Bildaufteilung zu haben. Ganz viele Blümchenmuster findet Ihr in der Linksammlung von Müllerin Art.


Macht es gut da draußen, passt auf Euch auf und sucht fleißig Streublümchen!

Maike

PS: Kennt jemand eine Alternative zum Publisher von MS Office oder zum InDesign von Adobe? Mit welchen Programmen arbeitet Ihr, womit habt Ihr gute Erfahrungen? Ich freue mich über Anregungen!

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