Elvira

Die Wursttechnik lässt mich noch immer nicht los. Ärgerlich, dass gerade um mich herum so viel passiert, dass ich für den Kotten kaum Zeit habe. Ich weiß, es ist immer alles eine Sache der Prioritäten, aber die sind nicht immer leicht zu sortieren und das Leben hat ja manchmal auch seine eigene Meinung.

Mein Vorhaben war, völlig frei eine Form aufzubauen, die nicht gleichmäßig ist. Also keine Kugel oder kein Kegel, sondern weiter werden, kleiner, enger oder größer.

Der Einfachheit halber begann es jedoch wieder mit einem Kreis als Boden.


Dann wurde aufgebaut. Manchmal auch nur eine halbe Wurst, damit sich die Höhe unterschiedlich entwickelt. Im Laufe des Prozesses habe ich immer ganz spontan entschieden, was ich als nächstes mache. 


Irgendwann kam die Idee, die Öffnung nicht mittig zu setzen, sondern an die Seite.



Der Ton muss immer gut verstrichen werden. Das muss nicht nach jeder Lage geschehen, ich habe es aber ab einem bestimmten Punkt so gemacht. Die Öffnung wurde so klein, dass ich sonst nicht mehr akkurat und sauber hätte arbeiten können.


Lage für Lage arbeitete ich mich voran. Und wieder hat es mich begeistert, was für schöne Formen aus den Tonwürsten entstehen können. Und nun bin ich ja wirklich noch ungeübt. Im Internet sieht man noch ganz andere Sachen. Aber es wird meist auch schnell "anonym" und nicht mehr so persönlich. Und gerade das liebe ich ja an allen Werken, die den Kotten verlassen: Sie sind so individuell wie die Künstlerinnen dahinter.


Als die gewollt leichte Schieflage erreicht war, sollte ein Hals daran. Ab dem Moment war ich so versunken, dass ich ganz vergessen habe, Fotos zu machen. Aber: Auch der Hals entstand Lage für Lage, Strang für Strang, Wurst für Wurst. Und hier zahlte es sich wirklich aus, dass ich nach jedem Strang alles gut verbunden habe. 

Und dann stand da ein bauchiges Etwas mit Hals, das schrie förmlich nach Henkeln. Also kamen auch noch Henkel dran und dann war das Humanoide nicht mehr zu leugnen. Aber es sollte abstrakt bleiben. Michaela, die mich an diesem Tag besuchte, sorgte für die Inspiration und so bekam der Hals ein paar Blütenblätter.


Und dann stand sie da. Elvira. Und sie macht sich gut! Ihr Bäuchlein, die in die Hüfte gestemmten Arme und der leicht krakeelende Blütenmund - es passt einfach alles. Und dabei war sie nie geplant.


Elvira passt ganz hervorragend zu der Schale, die schon entstanden ist. 


Elvira hat auch schon eine noch namenlose Begleitung bekommen. Hier habe ich deutlich die Grenzen des fein schamottierten Tones bemerkt, der ab einer gewissen Belastung einfach einsackt. Darum musst sehr viel gestützt werden. Ob alles gehalten hat?

Es bleibt spannend. Und ich habe weiter Lust, Stränge zu rollen und Dinge zu formen. Wer weiß, wie viele Nachkommen Elvira noch bekommt...



Kommentare

  1. Ich war dabei, als neben mir Elvira geboren wurde! So eine geniale Form mit ganz viel Charakter!
    Ich wünsche ihr eine große lustige Familie!
    Michaela

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  2. Elvira ist wunderschön und hat - nicht zu übersehen - Humor! Liebe Grüße, Theres

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