Ich hab's getan

 Liebe Alle,

gibt es etwas, was Ihr schon immer machen wolltet? Etwas, auf das Ihr neugierig wart? Etwas, was Euch schon ganz lange interessiert hat? Ein "Das wollte ich immer schon mal wissen!"?
Bei mir gab es das und seit einer Woche weiß ch, wie das ist. Doch lest selbst!

Körperkunst

Mich haben Tattoos schon immer interessiert. Als Kind habe ich wahrgenommen, dass es Menschen gibt, die Bilder auf der Haut haben. Wie das alles funktioniert, habe ich erst als Jugendliche verstanden. Den eigenen Körper als Leinwand zu nutzen, fand ich spannend. Etwas für immer (naja, auf Lebenszeit jedenfalls) mit sich zu verbinden und damit auch etwas auszudrücken, fand ich reizvoll. Allein: Ich wusste nie, was zu mir passt.

Fremde Kunst

Es gab viele, viele Motive und Werke, die ich richtig toll fand und finde. Mit der Zeit erkannte ich unterschiedliche Stile und stellte fest, was mir gefällt und was nicht. Wo schaue ich genauer hin, was spricht mich nicht an? Aber so sehr mir die Werke der Tattookünstler*innen auch gefielen, ich konnte mich nie mit dem Gedanken anfreunden, dass ICH dieses Werk trage. 

Asiatische Tattookunst passt nicht zu mir. Der Inhalt von Maoritattoos, die man sich in der Tradition erst "verdienen" muss (wie in anderen Tattookulturen übrigens auch) fand ich für mich auch nicht passend - immerhin habe ich mir ja in dem Sinne nichts "verdient". Grafische Motive fand ich schön, aber nur schwarz war irgendwie auch nicht passend für mich, weil ich eine recht helle Haut habe.
Traditional und neotraditional hingegen fand ich gut. Bunt, meist humorvoll, fröhlich und charmant. Allerdings: Was sollte ich mit einem x-beliebigen Motiv auf meiner Haut? Das ist ja nicht ich, und zu mir passen sollte es schon.

Eigene Kunst

Zu der Zeit, als ich mich damit befasste, war es eher üblich, dass Tätowierer*innen ausschließlich die eigenen Werke stachen - jedenfalls in dem Rahmen, in dem ich mit ihnen ins Gespräch kam. Meine eigenen Motive wären, wenn überhaupt, adaptiert worden. Also vom Tätowierer an seinen Stil angepasst.
Ich kann gut verstehen, dass Menschen, die keinen Zugang zu einer zeichnerischen Kreativität dieses Angebot und auch die Vorlagen nutzen und mit dem Ergebnis zufrieden sind, weil sie sich gut damit identifizieren können. So würde ich zum Beispiel nie ein eigenes Lied schreiben oder ein eigenes Buch verfassen. Ich könnte es einfach nicht.
Aber ich kann zeichnen und meine Phantasie in ein Bild umsetzen. Darum wollte ich immer etwas Eigenes. Etwas von mir. Etwas Maikiges.

Das richtige Gegenüber

Dann lernte ich Britta vom Mimikri-Studio in Solingen kennen. Und Britta war anders. Britta sagte: "klar steche ich Dir Dein Bild - alles, was sich machen lässt". Sie hat mir direkt ein paar Dinge erklärt, die sie nicht umsetzt. Und daraufhin entwarf ich einige Ideen, von denen es diese geschafft hat:

Die Maikete

Immer wieder habe ich mich von meinem künstlerischen Weg ablenken lassen. Habe den Glauben an mich verloren (wer kennt es nicht?) und gedacht, mein Herz täuscht sich mit dem, was es will. Seit ich aber immer mehr in diese wunderbare kreative Community rutsche (man landet ja immer da, wo man hin soll), merke ich, wie richtig ich liege, wenn ich auf mein Herz höre.
Und ganz definitiv symbolisiert ein Bleistift meinen Weg. Darum habe ich einen Bleistift als Rakete entworfen, der seinen Weg findet und in ein Universum aus Kreativität düst. Mit Sternengestöber und ordentlich bunt. 
Und so war das:

Am Anfang stehen diverse Skizzen und Entwürfe, von denen ich mich für einen entscheide.

Für die Symmetrie pause ich zuerst die linke Hälfte ab.

Dann drehe ich das Transparentpapier um und pause die linke Hälfte noch einmal ab, so dass sie genau an die eben gezeichnete Hälfte (die jetzt rechts liegt) stößt. Kleine Motive wie Punkte oder Sterne ergänze ich frei Hand und nach Gusto.

Dann pause ich am Fenster alles vom Transparentpapier auf ein normales Kopierpapier ab.

So sieht der Rohentwurf dann aus.

Die Bleistiftlinien ziehe ich mit einem schwarzen Filzstift nach. So bekomme ich auch direkt ein Gefühl für die Dicke der Striche, wie sie nachher auf der Haut werden.

Schließlich geht es ans Kolorieren. Dazu nutze ich Buntstifte. An den Rand male ich kleine Farbproben.

So sieht die Maikete aus - die Farben des Bleistiftes habe ich noch einmal geändert (aber mal wieder nicht fotografiert).

Britta druckt im Studio das Motiv auf ein spezielles Kopierpapier und überträgt das Motiv dann auf meinen Arm. Hier sieht man die Zeichnung etwas verwackelt, weil wir die Position noch einmal korrigiert haben.

Dann ziept es dreieinhalb Stunden. Ja, tätowieren lassen tut weh, aber es gibt auch Schlimmeres. Ich schaue zu und unterhalte mich mit Britta. Es ist faszinierend, wie das Motiv weiter und weiter in meine Haut fließt. Ich freue mich sehr darüber.

Damit die verletzte Haut und die Kleidung gleichermaßen geschützt sind, kommt erstmal Folie drum herum. Die bleibt zwei Stunden drauf.

Frisch ausgepackt sieht mein Arm dann so aus.

Eine Woche lang wird das frische Tattoo nun gepflegt. Dazu gibt es verschiedene Techniken: Manche cremen es sofort mit speziellen Salben ein, manche machen gar nix und lassen es so trocknen. Das nennt sich "dry healing". Ich wasche vorsichtig die überschüssige Farbe ab, tupfe die Haut trocken und schmiere ganz dünn eine Salbe drauf. Nach 1,5 Tagen trocknet die Haut jedoch nicht mehr, sie nässt hier und da. das ist nicht schlimm, ich höre mit der Pflege einfach auf und mache zwei Tage lang gar nix. Danach creme ich sie wieder ein, aber viel seltener, denn nun ist sie schon gut geheilt.
 
Nach einer Woche sieht das Tattoo nun so aus. Da ich nicht sehr akrobatisch veranlagt bin und keine Erfahrung im Fotografieren meines Unterarms habe, seht Ihr es etwas verzerrt und auf dem Kopf.

Die Haut ist so gut wie verheilt, die Farben leuchten schön und das erste Motiv meines kreativen Universums ist fertig. Ich freue mich immer, wenn ich es sehe, denn für manchen mag es nur ein Bild sein, aber für mich ist es ein Symbol. Und noch dazu ein fröhliches.

Und Du? Hast Du ein Tattoo? Willst Du eins? Oder bereust Du gar eins?


Liebe Grüße,
Maike



Kommentare

  1. Liebe Maike,
    ich habe sehr viel Farbe um mich rum, allerdings nix auf meinem Körper. Die Endgültigkeit eines Tattoo s schreckt mich. Dafür ist mein Mann so ein Typ mit bunten Füßen, Armen und Schultern.... für mich bist du echt ne Rakete! So viel Power, so viel Ideen und Farbe. Mit dir heb ich ab in die Kreasphäre... bis hoffentlich bald. Deine Colorbombsista

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  2. Ach, guck mal einer an, das hätte ich ja schon früher von dir erwartet und passt so gut! Für mich wäre es gar nix. Ich kann mir bunte Bilder an mir überhaupt nicht vorstellen, aber zu dir passt die Rakete so genial. Damit kannst du nur abheben! ... ich hätte die Rakete aber in die andere Richtung gemacht, den Stift zur Hand hin... oder wäre das dann die falsche Richtung zum abheben, wenn der Arm nach unten hängt? Du wirst es dir überlegt haben, bin gespannt es in echt zu sehen.
    Liebe Grüße
    Michaela

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  3. Hej, schön sieht das aus & fröhlich! Selbst gestaltet hab ich (für mich) auch am liebsten. Am Unterarm sieht man bei mir eine Smaragdeidechse & Efeu, andere Bilder sind unter den Kleidern und in meinen (Tag-)Träumen ist da noch viel, viel mehr ;)
    Viel Spass damit!
    Liebe Grüsse
    bee

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  4. Hallo Maike, ich bin über Michaelas Bericht vom Kurs bei Nico zu dir gekommen. (Und über deinen Namen "Frau Gäbel", vor allem bei Kristina und Michaela, natürlich schon mehrmals gestolpert.)
    Dein Tattoo ist groß und bäm! Bunt und fröhlich. Jetzt bin ich ganz neugierig auf dich als Person geworden. Mit Sicherheit werden wir uns hier oder dort auch mal in Echt über den Weg laufen, bei so vielen gemeinsamen Bekannten.
    Ich habe zwei kleine schwarze Tattoos, das erste ist 25 Jahre alt, das zweite erst wenige Jahre. (Da hätte ich gern Farbe gehabt, aber die wurde bei uns verboten. Jetzt male ich es manchmal mit Schminkfarbe ein bisschen an.) Beide sind selbst entworfen und stehen für bedeutungsvolle Lebensabschnitte. Ich verstehe deinen Zugang gut, dass nicht einfach irgendwas unter deine Haut darf! Bin gespannt auf die weiteren Entwicklungen. Einen "Strickonaut" habe ich schon gesehen? Liebe Grüße, Gabi

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